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19 Jun 2016 22:54

Rezension in Flächenklang: Bernd-Michael Land „Meeresgrund“

Flächenklang | Das Elektronische Musik Magazin

Bernd-Michael Land | Meeresgrund
Juni 19, 2016 – Rezensionen

Kein Album für den Strand. Aber eins für die Reise zur See.

Bernie hatte leichtes Spiel mit mir. Ich liebe die See, die endlose Weite, den stetigen Wind.
Ich mag es, wenn der Blanke Hans über die Küste hereinbricht, und ich gleichzeitig voller Glück und Furcht auf dem Deich stehe, und mich gegen den Wind stemmen kann.
Glück, weil der Wind, und die rasenden Wolke …

bitte weiterlesen auf Flächenklang, dem elektronischen Musikmagazin

Meeresgrund x

06 Jan 2016 19:02

THAU Elektra -Rezension auf Flächenklang

Bilder im Ohr: Thau | Elektra

Ich habe über sieben Monate gebraucht um diese Rezension zu schreiben. Zum Glück.

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Sieben Monate!
Dabei war mir schon relativ früh klar, welche Assoziation Thaus Elektra in mir auslöste: Ausdrucksstarke Bilder. Aber wie sollte ich das Offensichtliche beschreiben? Und dann kam mir ein Buch zu Hilfe, das 1968, mitten hinein in die deutschen Studentenunruhen, veröffentlicht wurde.

Siggi Jespen scheint die Hauptfigur in Siegfried Lenz Buch „Deutschstunde“ zu sein.
Aber über weite Strecken übernimmt, meiner Meinung nach, die Emil Nolde nachempfundene Figur des Malers Max Ludwig Nansen die Leitung im Roman. Und tatsächlich werden Nansens Bilder die letztlich alles zusammenhaltende Hauptfigur im Buch.
Zumindest für mich, der ich das Buch viele Male gelesen habe. Freiwillig. In meiner Schule las man damals so was nicht. Die meisten Schüler wären über die erste Seite nicht hinaus gekommen. Sie hätten diese erste Seite von „Deutschstunde“ als unüberwindbare Herausforderung angesehen, und folgerichtig nicht gemeistert.

Noldes Bilder (und damit die der Romanfigur Max Ludwig Nansen) sind Bilder des Expressionismus.
Sie sind deutlich im Ausdruck, stark in den Farben, und orientieren sich (vordergründig) nicht an der Natur als Motiv. Tatsächlich werden sowohl die überzeichneten Formen, als auch die zuweilen kräftigen, und ungewöhnlich zusammengestellten Farben, ein besserer Ausdruck der Natur des Dargestellten als es jedes hyper-realistische Bild, sei es gemalt oder fotomechanisch entstanden, leisten könnte. Womit wir bei Elektra sind.

Ach, Elektra. Die Wikipedia bietet reichlich Begriffserklärungen zu Electra (bzw. Elektra) an, von der Carmen nur eine ist, die bei mir hängen geblieben ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, Elektra umgibt Mystik, Tragik, und natürlich auch Auflehnung. Autos, Flugzeuge, Schiffe und Kaffeemaschinen tragen den Namen, und wollen auf diese Weise etwas von dem Glanz des Namens auf sich ziehen.

Wie lässt sich von einer so wenig fassbaren, und trotzdem schillernden Figur ein Bild malen? Zumal ein akustisches Bild? Natürlich mit den Mitteln des Expressionismus.
Und so erklärt sich mir, wie sich Thaus Elektra seit dem ersten Hören vor bald einem Jahr in meinen Kopf festgesetzt hat. 
Jeder Track entstand unter „Livebedingungen“, also in einem Stück eingespielt, und behält so seine eigene Lebendigkeit. Auch sind die Stücke nicht völlig durchkomponiert, sondern das Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit zweier erfahrener Musiker, die aufeinander eingespielt sich einem Thema akustisch nähern.
Die Namen der Titel, z. B. The Timekeeper oder Die Eisststadt, und die Bilder auf der CD-Hülle, die übrigens in der altehrwürdigen Air-Brush-Technik von Bernd-Michael Land geschaffen wurden, tun ihr übriges hinzu den Zuhörer ins Kopfkino zu entführen.

Studio2014-151-KopieDas Album Elektra wäre allerdings als Soundtrack für einen Film ungeeignet. Es hat weder Motiv, noch Themen oder Melodien. Allenfalls wiedererkennbare Figuren sind enthalten, die aber nicht mal über die Grenzen der Stücke hinweg überleben. Aber, (ich wechsle mal wieder zurück zum fiktiven Maler Max Ludwig Nansen) sie geben dem Motiv des Albums Kontur. Und Kontur braucht ein expressionistisches Werk, wenn es nicht im formlosen Durcheinander der Farben zur reinen Beliebigkeit werden will. Expressionismus braucht ein Motiv. Und das ist bei dem vorliegenden Album der Titel: Elektra.

Immer wieder Elektra. Die einzelnen Stücke werden zu den Farben des Bildes. Und dieses Bild wird von dem Duo Thau, bestehend aus Bernd Michael Land und Frank Tischer, ergänzt um den Spanier César Rosón an der Gitarre, in deutlich differenzierten Klangfarben, -kombinationen, und sowohl in vertrauten und auch ungewöhnlichen Klangzusammenstellungen herausgearbeitet. Und bleibt doch diffus, unerklärlich, unnahbar, eben: Elektra.

Entstanden in Bernd Michael Lands Alien-Studio, bekannt für seine ebenso umfangreiche wie qualitativ edle Instrumentenpalette, ist das Album nicht nur ein Hörgenuss, sondern kann auch als Inspirationsquelle für neue Klänge und sorgfältige Produktionsmethoden gelten. Alles das zeigt, was in der Szene machbar ist.

Am Ende bleibt, Thaus Elektra ist nicht zu fassen. Man kann sie nicht konsumieren, und im Anschluss zum nächsten Werk übergehen. Am Ende bleibt mir die Gewissheit, auch ich bin über die erste Seite nicht hinausgekommen. Ich muss es noch mal versuchen. Und darin liegt eine große Qualität in dem Album: Denn ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Versuch.

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