Wo wer was ist Walhalla?
Walhalla (altnordisch Walhalla, Walholl, Valhöll)
...war in der altnordischen Mythologie die Halle der gefallenen Helden und sie wurde vom großen Odin, dem König der Götter, regiert.
An der Halle waren 540 Tore, durch die jeweils 800 Helden Einlass fanden.
Jeden Tag zogen die Helden erneut in die Schlacht, aber ihre Wunden waren bereits wieder verheilt, wenn sie abends zusammen mit Odin tafelten
Walhalla lag in Frohheim und wurde vom schwer überwindlichen Strom Thund umflossen.
Das wahre Walhalla
jedoch steht im Synxss-Studio in Offenbach am Main und ist einer der größten modularen Musiksynthesizer.
Die imposanten Außmaße dieser Maschine sprechen eigentlich für sich:
Die Breite des Monsters beträgt ca. 4 Meter, das Gesamtgewicht weit über 300 kg und alle Frontpanels zusammen haben eine Fläche von über 4,5 Quadratmetern.
Wenn man dann real vor 1000 Knöpfen und Schaltern steht, ist das schon ziemlich beeindruckend und spätestens bei der Suche nach 5 m langen Patchkabeln werden einem die wirklichen Dimensionen dieses Systems so richtig bewußt.
Die Anzahl und Art der Module verändert sich dabei ständig, denn das System wird immer wieder im Detail weiter klanglich optimiert und ausgebaut.
Die Basis des Systems besteht dabei überwiegend aus Modulen von
-Moog Modular 900 (1968 bis 1974),
-Moog Replika Module (von originalen Schaltplänen nachgefertigte Kopien, 1994/95),
-PPG Modular 300 (1976 bis 1980),
-Roland System 700 (1976 bis 1982),
-Synthesizers-Com (2000 bis heute),
-Club of the Knobs (2003 bis heute),
-Moonmodular (2009 bis heute)
Anmerkung:
Ein Großteil der "Moog" Module sind ein
Nachbau eines klassischen Moog Modularsynthesizers der Experten für Synthesizer-Repliken und Restauration von Originalgeräten Nicola (...) und Fabio (...), Padua (Italien), zur Verfügung. Ergänzende Funktionen, die von Moog nicht vorgesehen waren, bieten einen zusätzlichen klanggestalterischen Aspekt für die aktuelle elektronische Musikproduktion.
Einige der älteren Module wurden nach modernen Gesichtspunkten technisch optimiert, so ist z. B. eine der beiden Moog Festfilterbänke mit Einzelausgängen erweitert worden.
Und so mancher fragt, wozu das alles?
Heute, im Computerzeitalter mit den unzähligen virtuellen Emulationen, braucht man diese antiquirten Schränke doch nicht mehr, so sollte man meinen.
Aber ganz abgesehen von der Faszination und dem Charme, den große analoge Modularsysteme ausüben, entscheidet letztendlich doch immer der Klang.
Sämtliche digitale Emulationen arbeiten immer in Treppenstufen, denn es existieren ja nur die beiden Informationen "ein" oder "aus". Auch wenn die "Treppchen" immer feiner werden, so nimmt das menschliche Ohr dies dennoch wahr und empfindet die Klänge oft als unangenehm kalt, rauh und metallisch.
Ein real analoger Modularsynthesizer hat also i. d .R. einen angenehmeren und druckvolleren Grundsound. Da man mit einem modularen System alles völlig frei verschalten kann, offenbart es fast unbegrenzte klangliche Möglichkeiten und man stößt ab einer gewissen Anzahl an Modulen eher selten an ein Limit.
Auch auf den ersten Blick völlig unlogisch erscheinende Schaltungen, können plötzlich durchaus interressante Klänge hervorbringen.
Außerdem lassen sich sämtliche Klänge in allen Variationen verbiegen und man kann rhythmische Strukturen frei verändern -und dies alles in Echtzeit ohne jede Latenz!
Da gibt es keine 08/15-Presets, die einen den bequemen Weg gehen lassen, aber nur so kann man die Zusammenhänge auch richtig verstehen und sich von seinen Inspirationen treiben lassen. Das Ohr und die Maschine verschmilzt zu einer Einheit.
Bei moderneren Synthesizern greifen viele Musiker zu immer den gleichen Presets und so klingt dann vieles sehr ähnlich. Da wünscht man sich manchmal schon, das alle Neugeräte nur noch mit leeren Soundbänken ausgeliefert werden und die Einführung eines Synthie-Führerscheins. (Dazu kann man in Synthese und Synthesizern bei synthesizers.de alles nötige an Wissen vermittelt bekommen und auch selber einmal zum Patchcord oder VSynth etc. greifen).
Das man bei den real analogen Modularsynthesizern keine Patches abspeichern kann, sehe ich bei der Klangforschung sogar als echtem Vorteil an.
Man ist praktisch dazu gezwungen, jede Klangstruktur von Anfang an immer wieder völlig neu zu verschalten.
Der besondere Reiz dabei ist es, diesen Synthesizer zu bezwingen und bis an die Grenzen zu verkabeln. Dies ist musikalisch zwar manchmal nicht immer verwertbar, es macht aber irrsinnigen Spaß und ist die Entspannungstherapie schlechthin.
Und es ist unglaublich spannend, da man vorher niemals weiß, wo die Patchorgie wirklich endet.
Das Besondere ist bei so einem großen Modular-System, dass man alles um sich herum vergisst und gar nicht merkt wie die Stunden nur so verfliegen -herrlich.
Das komplette System wurde sehr aufwendig über zig Monate repariert und restauriert und in speziell angefertigte massive Cabinets montiert.
Über die aufwendige Restauration der PPG-300 Module gibt es hier auch einen ausführlichen Bericht: http://www.ppg.synth.net/system300/